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Warte!ichMachDas
Der Wecker klingelt um 6 Uhr.
Die Sonne brütet schon. Das Thermometer zeigt 26° Anfangstemperatur.
Ein Kaffee,eine Zigarette, der Hund und die ersten Gedanken an den Tag:Wer kommt als erster? Welcher Ausbildungsstand? Hab ich die Lücken richtig getimed?
Beim Frühstück die Absprachen für den Alltag.Die wenigen Minuten genießen,die man mit der Partnerin/dem Partner und den Kindern (wenn vorhanden) noch hat.
Das Handy meldet eintreffende Nachrichten, wenige Minuten später klingelt es das erste Mal.
Vorbei mit der Ruhe!
Dann zur Arbeit!Auf dem Weg der nächste Anruf.Ein Schüler fragt nach,wann sein Termin ist(der aufgeschrieben in seinem Kärtchen steht),ist dann hoch erstaunt und sagt:Oh!Nee…da kann ich nicht, da hab ich doch einen Arzttermin! [als müsste ich das ja gesehen haben,dass er/sie dort einen anderen Termin hat]Die Absage ist natürlich zu spät. Ich erkläre also die Ausfallkosten und kriege zu hören:na ihr habt doch so viel zu tun,dann kannst du doch wen anderen dran nehmen…
Im Büro angekommen erstmal die Abrechnung vom Vortag machen und den anderen üblichen Papierkram. Dann – pünktlich um 8Uhr – auf zur ersten Fahrstunde. Prüfungsvorbereitung, Parkübungen und selbständiges Fahren üben.
Wir werden 3x angehupt,1x nimmt uns jemand die Vorfahrt, eine Anwohnerin erklärt mir herrisch wie bescheuert ich wäre,dass ich „immer“ hier das Parken üben müsse. Die Schülerin ist angestrengt und aufgeregt. Macht Fehler, wird nervöser, macht noch mehr Fehler.
Am Ende:die Auswertung!Die Schülerin findet sich schlecht und ich muss versuchen,trotz der Kritik aufbauend positiv auf sie einzuwirken.
Der nächste Schüler steht schon direkt vor der Autotür und „trampelt“. Benimmt sich als wär er schon dran,obwohl noch 10 Minuten Zeit sind bis zu seiner Stunde. Es ist eine erste Fahrstunde. Er ist aufgeregt. Blass. Unsicher. Ich verabschieder die eine und begrüße den anderen:keine Zeit zum Umschalten. Auch dieser Kunde möchte vom ersten Moment an das Gefühl haben,dass ich ganz bei ihm bin.
Weiter geht’s.
Auf dem Weg zum Übungsplatz den Wissenstand erfragen. Grundsätzliche Dinge zum Vertrag erklären. Vertrauen schaffen. Eine Basis finden. 90 Minuten später steht er strahlend vor der Tür und hat die ersten Fahrminuten gut überstanden.
Als nächstes steht eine Sonderfahrt an. Der Schüler ist noch nicht da. Zeit für einen Kaffee. Die Sekretärin meldet,dass das Internet nicht geht. Die Firma anrufen. Nachfragen,kümmern.
Eine Prüfung kann nicht besetzt werden. Wer kann einspringen? Diskutieren. Mit den Kollegen kurz beraten.
Der Schüler kommt.
Weiter geht’s!
Inzwischen ist es 30° heiß. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Nur in Bewegung bleiben hilft.
Überland fahrend mindestens vier verrückte Überholmanöver ausgleichen und immer hoffen,dass keiner Mist baut und wir in einen Stau geraten und nicht pünktlich zurückkommen. Der verrückteste ist wieder mal ein LKW-Fahrer,dem unsere gefahrenen 95 km/h zu wenig sind,so dass er meint vor einer Kurve zum Überholen ansetzen zu müssen.
Mittagspause.
Das Internet geht immer noch nicht.
Die Prüfung konnte besetzt werden.
Eine sms kündigt an,dass der nächste Fahrschüler eine halbe Stunde Verspätung haben wird.
Zeit zu telefonieren. Termine absprechen. Werkstatt anrufen.
Der nächste Fahrschüler: Prüfungsvorbereitung. Selbständiges Fahren. Der Termin zwei Tage später. Der Schüler ist aufgeregt und angespannt. Sämtliche Parkübungen misslingen. Alle Abfahrtkontrollen sind ein einziges Rätsel.
Während der Fahrt ruft ein Vater an. Er will wissen, warum es mit der Ausbildung seiner Tochter nicht voran geht. Wieso sie so lange auf Termine warten muss. Meinen Einwand,dass ich mich gerade in einer Fahrstunde befände,außerdem der Datenschutz, lassen ihn völlig haltlos werden. In seinen Wortschwall hinein, weise ich freundlich darauf hin, dass ich das Gespräch jetzt beenden und ihn später zurückrufen werde und lege auf.
Zwei Minuten später ruft der Chef an, ein Vater hätte sich über mich beschwert. Gut, dass er mein Augenrollen nicht sieht.
Wir sind vor der Tür. Ich gehe zum Chef. Wir rufen den Vater gemeinsam an. 13 Minuten Telefonat, während draußen der nächste steht und wartet. Aber der Vater ist wieder friedlich, der Chef zufrieden, die Lage unverändert.
Autobahnfahrstunde. Der Schüler ist ruhig und konzentriert,arbeitet nahezu selbständig. Überholt,wo er überholen kann. Macht die nötige Verkehrsbeobachtung. Die Stunde läuft glatt durch.
Nächste Runde: Einzelstunde. Nur Parken üben. 45 Minuten vergehen sehr schnell.
Dann letzter Wechsel. Noch einmal 90 Minuten. Ausbildungsstand: irgendwo kurz vor den Sonderfahrten. Anfahren, Anhalten, Gangwechsel, einfache Verkehrsbeobachtung klappt schon gut. Doch sobald mehr als 10 Autos gleichzeitig da sind: Überforderung. Also: erklären, aufmalen, beruhigen. Strategien aufzeigen. Volle Konzentration, Empathie und Hineinversetzen in den Schüler.
Feierabend!
PS: Ich vermute, Sie haben längst aufgehört, die Fahrstunden mitzuzählen